Integrative Zahnheilkunde (Archiv)

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Osteopathie

Dieser Text ist ein Kapitel im demnächst erscheinenden Fachbuch "Kraniofaziale Orthopädie".

Von Erich Wühr

Was ist Osteopathie?

Die Osteopathie ist ein eigenständiges Medizinsystem. Sie wurde ab 1875 von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828–1917) entwickelt. Mittlerweile wird die Osteopathie von Osteopathen und Ärzten auf der ganzen Welt angewendet. In den USA wird sie an eigenen Universitäten bzw. Colleges gelehrt. Der universitäre Abschluss „DO“ (Doctor of Osteopathy) ist dort dem medizinischen Abschluss „MD“ (Medical Doctor) gleichgestellt. Auch in Deutschland hat die Osteopathie große Verbreitung gefunden. Sie wird in sechs-jährigen postgraduierten Ausbildungen an Ärzte, Zahnärzte und Physiotherapeuten vermittelt. Geprüfte Osteopathen können sich in eigene Register eintragen lassen. Der Autor dieses Buches ist Zahnarzt und Osteopath im Deutschen Register Osteopathischer Medizin (DROM). Der osteopathische Berufsverband in Deutschland (BAO) strebt derzeit die staatliche Anerkennung der Berufsbezeichnung „Osteopath“ an.

Be-hand-lung im wahrsten Sinne des Wortes

Die Osteopathie ist Be-hand-lung „im wahrsten Sinne des Wortes“: Sie beschäftigt sich mit der manuellen Untersuchung und Therapie von Form- und Funktionsstörungen des Fasziensystems. Ihr Ziel ist, durch die Behandlung die regulierenden und regenerativen Kräfte des Fasziensystems zu aktivieren und so die Ordnung und Integrität des Gesamtsystems wieder herzustellen. Ihre subtilen Techniken verlangen vom Osteopathen großes theoretisches und praktisches Wissen, Einfühlungsvermögen und außerordentliche taktile Fähigkeiten.

Medizinische Grundlagenfächer der Osteoapthie

Als grundlegende Wissenschaftsgebiete dienen der Osteopathie vor allem die funktionelle und topografische Anatomie sowie die Physiologie und Pathologie des Bindegewebes. Auf dieser Basis bietet uns die Osteopathie Beschreibungen der systemischen Vernetzungen und Wechselwirkungen des Kraniomandibulären Systems mit anderen Teilen des Fasziensystems. Und natürlich können wir osteopathische Techniken in der Untersuchung und Behandlung von Form- und Funktionsstörungen im Kraniomandibulären System einsetzen.

Entwicklung der Osteopathie

Manuelle Therapienformen sind so alt wie die Geschichte der Medizin. Bei allen großen Kulturvölkern wurden manuelle Behandlungstechniken angewendet. In westlichen Kulturen wurden manuelle Therapien vor allem in der Volksmedizin von Generation zu Generation weitergegeben. Erst Andrew Taylor Still baute dieses alte Wissensgut zu einer medizinischen Richtung aus und lehrte es ab 1892 an einer eigens geschaffenen akademischen Einrichtung: Der heute noch bestehenden American School of Osteopathy in Kirksville, Missouri.

Die Grundannahmen Stills

Still entwickelte die Osteopathie aus einer einfachen Beobachtung heraus: Bei der Erkrankung eines Organs ist die Beweglichkeit der umgebenden und funktionell mit dem erkrankten Organ zusammenhängenden Strukturen eingeschränkt. Die Blut- und damit Nährstoffversorgung ist durch die Beweglichkeitseinschränkungen behindert, ebenso die neurophysiologischen Afferenzen und Efferenzen. Einfache mobilisierende Manipulationen können die Beweglichkeit wiederherstellen und damit die Blut- und Nervenversorgung verbessern. Die regulierenden und regenerativen Kräfte des Organismus selbst können die Erkrankung ausheilen.

Wissenschaftliche Studien

Seit 1917 Louisa Burns – basierend auf den Untersuchungen von Head und Mackenzie (1873) – die pathogenen Wirkungen einer vertebralen Beweglichkeitseinschränkung im Tierversuch nachweisen konnte, sind eine Vielzahl von Studien auf Basis von Stills grundlegenden Annahmen durchgeführt worden. Besonders die klassischen Untersuchungen von Korr sind bis heute richtungsweisend. Solche Studien setzen sich bis in unsere Zeit fort: Die Osteopathie kann heute als ein wissenschaftlich und politisch anerkanntes Medizinsystem gelten.

Die fünf Grundprinzipien der Osteopathie nach Still

Still selbst hat fünf Grundprinzipien der Osteopathie aufgestellt. Sie können als Grundprinzipien der holistischen (systemischen) Betrachtungsweise in der Medizin und Biologie aufgefasst werden. Es ist die große intellektuelle Leistung Stills, das moderne systemische Denken schon vor 130 Jahren vorweg genommen zu haben:

1. Leben ist Bewegung.

Uneingeschränkte Beweglichkeit ist die Grundfunktion lebender Systeme und ihrer Teilsysteme. Krankheit manifestiert sich immer in Bewegungseinschränkung (= osteopathische Dysfunktion). Osteopathie ist die manuelle Untersuchung der Beweglichkeit aller Körpersysteme (= Auffinden von Dysfunktionen) und die Wiederherstellung der Beweglichkeit mit manuellen Techniken.

2. Struktur und Funktion beeinflussen sich gegenseitig.

Form und Funktion eines lebenden Systems sind immer voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig: Die Form bestimmt die Funktion unmittelbar. Mit einer aktuellen Form kann eine aktuelle Funktion ausgeübt werden. Still: „Die Struktur regiert die Funktion!“ Die Funktion wirkt langfristig auf die Form zurück. Änderungen in der Funktion bewirken auf lange Sicht eine Veränderung der Form. Das ist das Prinzip von Training und auch das Prinzip von ontogenetischer Entwicklung. Still: „Die Funktion formt die Struktur!“

3. Der Körper funktioniert als Einheit.

Hier hat Still das grundlegende Prinzip der systemischen Theorie der Medizin und des systemischen Denkens überhaupt vorweg genommen: Das biologische System ist mehr als die Summe seiner Teilsysteme. Seine funktionelle Einheit ergibt sich aus den geordneten Wechselwirkungen der Teilsysteme im Rahmen der Wechselwirkungen mit den Umweltsystemen. Nicht nur das biologische System funktioniert so, sondern die gesamte Schöpfung. Grundsätzlich ist alles mit allem vernetzt.

4. Das Gesetz der Arterien

Mit dem „Gesetz der Arterien“ meint Still die Notwendigkeit der Versorgung und Entsorgung der Körpergewebe mit Materie und Energie durch die Blutzirkulation. Still hat hier schon den erst später entdeckten grundlegenden pathologischen Prozess auf zellbiologischer Ebene angedeutet: die Mikrozirkulationsstörung durch Mikrokontraktur im interstitiellen Bindegewebe.

5. Das Gesetz der Selbstheilung

Auch hier nimmt Still systemisches Denken vorweg: Die Ordnung im biologischen System ist das Ergebnis von Selbstregulierung und Selbstorganisation. Spezialisierte Regulations- und Regenerationssysteme erhalten die Ordnung im System aufrecht: das Bindegewebe, das spezifische Immunsystem, das vegetative Nervensystem, das endokrine System. Es ist die Aufgabe der osteopathischen Behandlung, diese Kräfte frei zu setzen und Selbstordnung zu ermöglichen – eigentlich das Grundprinzip jeglichen medizinischen Handelns.

Osteopathie heute

Zur Zeit von Still beschränkte sich die Osteopathie auf die Untersuchung und Behandlung des muskuloskelettalen Systems – vor allem der Wirbelsäule. Nach und nach wurde die osteopathische Betrachtungsweise auf die anderen Teile des Fasziensystems ausgeweitet.

Kraniosakralosteopathie nach Sutherland

Sutherland, der die Bewegung des duralen (kraniosakralen) Fasziensystems entdeckte, bezeichnet dieses Teilgebit der Osteopathie als Kraniosakralosteopathie. Mittlerweile wissen wir, dass die intrinsische Faszienbewegung (Motilität) durch die Einleitung rhythmischer und episodischer Kräfte ins Fasziensystem entsteht und überall im Fasziensystem (nicht nur in seinem duralen Teil) tastbar und behandelbar ist.

Kraniosakraltherapie nach Upledger

Upledger hat die Kraionsakralosteopathie zur Kraniosakraltherapie weiterentwickelt. Sein besonderer Beitrag ist das so genannte somato emotional release. Basierend auf den Theorien von Reich geht Upledger davon aus, dass sich psychoemotionale Traumata als Beweglichkeitseinschränkungen im Gewebe manifestieren. Durch manuelle Behandlung kann die Beweglichkeit wieder hergestellt werden, und die emotionale „Energie“ wird frei. Tatsächlich beobachten wir in der Praxis, dass Patienten während der osteopathischen Mobilisierung mit lange „aufgestauten“ Emotionen in Kontakt kommen. Es passieren bei manchen Patienten regelrechte Gefühlsausbrüche.

Viszeralostopathie nach Barral

Die Viszeralosteopathie beschäftigt sich mit der manuellen Untersuchung und Behandlung des viszeralen Fasziensystems. Der französische Osteopath Jean-Pierre Barral hat mit seinen Arbeiten die Viszeralosteopathie als jüngstes Teilgebiet der Osteopathie begründet. Mit dynamischen bildgebenden Verfahren hat er Beweglichkeitseinschränkungen innerer Organe und die Möglichkeit der manuellen Wiederherstellung der Beweglichkeit dieser Organe nachgewiesen.

Prinzipien osteopathischer Behandlungstechniken

Funktion

Das dargestellte Bewegungssystem funktioniert in zwei Bewegungsrichtungen. Das heißt: Ein „Knochen“ kann in einem Gelenk von den entsprechenden Muskeln in eine bestimmte Richtung und in die Gegenrichtung bewegt werden. In unserem Beispiel in Flexion (= Beugung) und Extension (= Streckung).

Bewegungsgrenzen

In beiden Richtungen hat die Bewegung zwei natürliche Grenzen: Die anatomische motorische Barriere ist diejenige Bewegungsgrenze, die ohne Verletzung der anatomischen Strukturen (zum Beispiel Sehnen oder Gelenkkapseln) nicht überschritten werden kann. Die physiologische motorische Barriere ist diejenige Bewegungsgrenze, die durch die maximale physiologische Kontraktionsfähigkeit der beteiligten Muskeln bestimmt ist.

Ruhelage

Die neutrale Ruhelage des Bewegungssystems liegt genau zwischen den beiden physiologischen Barrieren.

Dysfunktion

Bei einer Dysfunktion des Bewegungssystems ist die Beweglichkeit in einer Bewegungsrichtung durch irgendeinen Umstand begrenzt. Wir sprechen von einer pathologischen motorischen Barriere.

Fehlhaltung

Das Bewegungssystem nimmt dabei in Ruhelage eine Fehlhaltung in Richtung der uneingeschränkt beweglichen Gegenrichtung ein.

Schonhaltung

Nach dieser Schonhaltung in Ruhe wird die Dysfunktion benannt. In unserem Beispiel: Die Extensionsbewegung ist behindert. Es besteht eine pathologische motorische Barriere in Richtung Extension. Die Ruhelage wird in Richtung Flexion eingenommen.

Osteopathische Dysfunktion

In der Osteopathie wird die Dysfunktion nach der Schonlage benannt: Die dargestellte Dysfunktion heißt Flexionsdysfunktion. Das bedeutet: Die Flexion funktioniert unbehindert, die Extension ist behindert.

Therapeutische Prinzipien und Behandlungstechniken in der Osteopathie

Nun können wir daraus die therapeutischen Prinzipien ableiten: Als Ergebnis der osteopathischen Therapie muss die volle Beweglichkeit des Bewegungssystem wieder hergestellt sein. Dazu sind verschiedene Behandlungstechniken entwickelt worden. Die wichtigsten werden wir kurz beschreiben. Dabei teilen wir die Behandlungstechniken in direkte und indirekte Techniken ein: Die direkten Techniken arbeiten direkt gegen die pathologische Bewegungsgrenze, die indirekten Techniken arbeiten weg davon.

Mikroextension als Voraussetzung osteopathischer Behandlung

In unserer Praxis setzt die Anwendung dieser Techniken eine Mikroextensionsbehandlung mit Matrix-Rhythmus-Therapie voraus: Wenn die Mikrokontrakturen im Bindegewebe des begrenzten Bewegungssystems extendiert sind, ist die osteopathische Wiederherstellung der vollen Beweglichkeit einfach und erfolgreich.

Direkte Behandlungstechniken

Rhythmische Mobilisation

Die einfachste und überaus wirkungsvolle Technik ist die „Rhythmische Mobilisation“. Dabei führt der Osteopath das Bewegungssystem immer wieder rhythmisch an die Bewegungsgrenze heran und wieder weg. Jedes Bewegungssystem und jeder Patient haben ihren eigenen Rhythmus. Diesen Rhythmus muss der Therapeut aufnehmen. Der Patient konzentriert sich auf eine tiefe Bauchatmung und entspannt sich dadurch zunehmend. Bei Schmerzen an der Bewegungsgrenze wird einige Rhythmen lang weg von der Grenze gearbeitet, um dann wieder an die Grenze heranzugehen. Der Therapeut geht in dem Maße über die Grenze hinaus, in dem sich der Patient und das Gewebe entspannen. Die „Rhythmische Mobilisation“ eignet sich für Dysfunktionen des muskoloskelettalen und des viszeralen Systems.

„Thrust“-Techniken

Der “high velocity thrust” ist in der Osteopathie die Technik des „Einrenkens”. Der Patient wird so positioniert, dass sich das Bewegungssystem an seiner pathologischen Bewegungsgrenze befindet. Mit einer kurzen und schnellen Bewegung beschleunigt der Osteopath das Bewegungssystem über die pathologische Barriere hinaus. Die Bewegung muss so kurz sein, dass sie nicht an die anatomische Barriere herankommt. Sonst besteht die Gefahr der Verletzung. Im Unterschied zu chiropraktischen Techniken nutzen osteopathische „Thrust“-Techniken einen möglichst großen Hebel. Zudem wird durch Translation senkrecht zur Bewegungsrichtung versucht, das System so in Spannung zu bringen, dass die pathologische Barriere mit einer kurzen Bewegung weit weg von der anatomischen Barriere überschritten werden kann. „Thrust“-Techniken werden bei Bewegungseinschränkungen des muskuloskelettalen Systems eingesetzt. Wir raten dazu, diese Techniken im Bereich der Halswirbelsäule nicht anzuwenden.

„Recoil“-Techniken

Beim “Recoil“ führt der Osteopath das Bewegungssystem während des Ausatmens des Patienten an die Bewegungsgrenze heran und erhöht die Gewebespannung. Beim Einatmen verhindert der Osteopath durch Halten des Gewebes an der Bewegungsgrenze, dass die Gewebespannung abgebaut wird. Während dreier Atemzyklen erhöht sich die Gewebespannung beim Ausatmen immer mehr. Am Ende des dritten Ausatmens und unmittelbar vor dem nächsten Einatmen bewegt der Therapeut mit einem extrem schnellen und kurzen Impuls das Bewegungssystem über die Bewegungsgrenze und lässt mit dem Beginn des Einatmens das Gewebe „zurückschnellen“. Die „Recoil“-Techniken werden im muskuloskelettalen und im viszeralen System angewendet.

Indirekte Techniken

Muskelenergietechniken nach Mitchell

Die Muskelenergietechniken nach Mitchell werden in der Manuellen Medizin auch als „postisometrische Relaxation“ bezeichnet. Sie werden bei Dysfunktionen im muskuloskelattalen System angewendet. Bei diesen Techniken führt der Therapeut das Bewegungssystem an seine Bewegungsgrenze. Dann wird der Patient angewiesen für drei bis fünf Sekunden das Bewegungssystem von der Bewegungsgrenze mit ungefähr 60 % seiner maximalen Muskelkraft weg zu bewegen, während der Therapeut dagegenhält, so dass sich das System nicht bewegt. So kommt es zu einer isometrischen Kontraktion. Wichtig ist, dass der Patient nicht zuviel Kraft anwendet. Nach drei bis fünf Sekunden gibt der Patient die isometrische Kontraktion auf und entspannt sich. Der Therapeut kann nun das Bewegungssystem passiv über die ursprüngliche Bewegungsgrenze hinausführen, bis er eine neue Grenze findet. Dort wird die isometrische Kontraktion wiederholt. Dies wird insgesamt dreimal durchgeführt. Das neurophysiologische Prinzip der postisometrischen Relaxation: Unmittelbar nach isometrischer Kontraktion ist die Reizschwelle des Sehnen-Golgi-Apparats so stark erhöht, dass eine vorsichtige Dehnung der Sehnen nicht zu einem Kontraktionsreflex führt. Deshalb lässt sich das Bewegungssystem unmittelbar nach der isometrischen Kontraktion vom Osteopathen über die Bewegungsgrenze hinaus dehnen.

„Strain-Counterstrain“-Techniken nach Jones

Bei der Strain-Counterstrain-Technik nach Jones sucht der Osteopath zunächst einen myofaszialen Triggerpunkt des hypertonen Muskels auf, der für die Bewegungseinschränkung verantwortlich ist. Während er diesen Triggerpunkt mit einem Finger drückt, führt er das Bewegungssystem in eine extreme Schonhaltung weg von der motorischen Barriere. Dort kann sich der hypertone Muskel entspannen. Nach 90 Sekunden bewegt der Therapeut das System in seine Neutrallage zurück. Durch die Entspannung der Muskulatur ist die Beweglichkeit des Systems wieder hergestellt. Die Strain-Counterstrain-Techniken eignen sich besonders bei Bewegungseinschränkungen im muskuloskelettalen System.

„Stillpoint-Stacking“- Technik nach Sutherland

Das “stillpoint stacking“ nach Sutherland ist unsere Methode der Wahl im duralen Fasziensystem. Die Technik kann aber überall im Fasziensystem zur Entspannung von Geweben und damit zur Wiederherstellung der Beweglichkeit der entsprechenden Bewegungssysteme angewendet werden. Das zu behandelnde Gewebe wird zwischen den Händen gehalten. Nun wird nacheinander in allen drei Raumrichtungen der Punkt minimalster Gewebespannung (stillpoint) aufgesucht und gehalten. Sind alle drei Raumrichtungen „aufeinander gestapelt“ (stacking), wird das Gewebe zusätzlich leicht komprimiert. Nach wenigen Sekunden bis einigen Minuten spürt der Osteopath eine deutliche Entspannung und ein „Weichwerden“ des Gewebes. Die Technik kann so oft wiederholt werden, bis die volle Beweglichkeit wieder hergestellt wird.

Kontraindikationen osteopathischer Behandlung

Die Kontraindikationen osteopathischer Behandlungstechniken sind relativ. Besonders für die indirekten Techniken gibt es kaum Beschränkungen. Aber auch diese „sanften“ Techniken sollten bei

  • akuten Entzündungen, zum Beispiel Gelenkentzündungen,
  • frischen Verletzungen, zum Beispiel Frakturen,
  • Tumoren und Metastasen
  • sowie fortgeschrittener Osteoporose

nicht angewendet werden.

Kooperation zwischen Osteopath und Zahnarzt bzw. Kieferorthopäden

Die Osteopathie ist ein wichtiger Teil unseres Netzwerks bei der interdisziplinären Behandlung von Patienten mit Muskel- und Gelenkschmerzen. Zahnärztliche bzw. kieferorthopädische Therapie und osteopathische Therapie ergänzen sich und sind aufeinander angewiesen:

  • Der Zahnarzt/Kieferorthopäde erkennt mit Hilfe der Posturalneurologischen Grunduntersuchung, wann er die vertiefende Untersuchung und Behandlung beim Osteopathen auslösen muss..
  • Der Osteopath untersucht Kaumuskulatur und Kiefergelenke und inspiziert die Zahnstellung. Besonders achtet er auf Schliff-Facetten an den Frontzähnen (Bruxismus). Bei auffälligen Befunden löst er die vertiefende Untersuchung und Behandlung beim Zahnarzt bzw. Kieferorthopäden aus.
  • Osteopathische Behandlungen müssen bei vorliegenden kraniomandibulären Form- und Funktionsstörungen durch Aufbiss-Schienen stabilisiert werden. Sonst werden schon beim nächsten Schlucken, Kauen, Knirschen und Pressen belastende Kräfte in das Fasziensystem eingeleitet und osteopathische Therapieergebnisse wieder zunichte gemacht.
  • Die Registrierung der Unterkieferposition durch den Zahnarzt/Kieferorthopäden macht ohne osteopathische Vorbehandlung zur Vermeidung störender Krafteinleitungen aus dem Fasziensystem in das Kraniomandibuläre System keinen Sinn. Die osteopathische Vorbehandlung muss in räumlicher und zeitlicher Nähe zur Registrierung stattfinden.
  • Die kieferorthopädische und die osteopathische Behandlung gehen „Hand in Hand“. Beide lösen Form- und Funktionsstörungen im Fasziensystem auf und ergänzen sich in ihrer Wirkung. Jede kieferorthopädische Therapie sollte osteopathisch begleitet werden. Skelettale und dentoalveoläre Veränderungen beschleunigen sich bei begleitender osteopathischer Behandlung. Die kieferorthopädischen Behandlungsergebnisse bleiben stabiler.

Autor:

Dr. med. dent. Erich Wühr

Müllerstraße 7
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