Integrative Zahnheilkunde (Archiv)

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Kieferostitis und Systemerkrankungen - Dokumentation des NICO-Störfeldes

Von Johann Lechner, erschienen in: RegulationsMedizin 8, Heft 2 (2003). S. 41-43.


Die Chronische Kieferostitis ist ein Phänomen, das von weiten Bereichen der Medizin und Zahnheilkunde bis heute nicht wahrgenommen wird. Folgende Aspekte der Chronischen Kieferostitis lohnen einer besonderen Betrachtung:

“Neuraliga Inducing Cavitational Osteonecrosis“ = NICO

Bouquot untersuchte 224 Gewebsproben von Unterkieferalveolarknochen, die er bei 135 Patienten mit Trigeminusneuralgie oder atypischen Gesichtsneuralgien entnehmen konnte. Alle Proben zeigten das deutliche Vorliegen einer chronischen intraossären Entzündung. Der am häufigsten zu findende mikroskopische Befund zeigte „narbige Struktur“, einen leichten Anstieg der Lymphozyten bei einer relativen Abwesenheit anderer Entzündungszellen, insbesondere Histiozyten, wie nicht resorbierbare nekrotische Knochenanteile. Regelmäßig waren nur geringe Heilungstendenzen oder die Ausbildung neuen Knochens sichtbar. Die Osteolysen konnten sich bis zu mehreren Zentimetern ausbreiten in der Form von retromolaren Aushöhlungen des Spongiosaknochens (Abb. 1).

Abb. 1: Fettig degenerative Osteonekrose.
NICO-Störfeld: degenerative Osteonekrose

Diese Phänomene, deren Ätiologie bislang nicht bekannt ist, haben Bouquot dazu geführt, dafür den Begriff “Neuraliga Inducing Cavitational Osteonecrosis“ (NICO) zu verwenden. Vor diesem Hintergrund ist die Entstehung der Trigeminusneuralgie völlig neu zu bewerten. Bouquot konnte nach operativer Sanierung typische NICO-Läsionen bei 103 Neuralgiepatienten Schmerzlinderung in 91 Fällen über einen durchschnittlichen Zeitraum von 4,6 Jahren erreichen. Auf meiner eigenen Dokumentations-CD erzählt eine Patientin von der völligen Heilung einer 15-jährigen Trigeminusneuralgie durch eine Sanierung der Chronischen Kieferostitis.

Topographische Kennzeichen der CKO

Das intraoperative Kontrastmittelbild aus dem Operationsgut meiner Praxis zeigt deutlich drei wesentliche Eigenschaften der „Chronischen Kieferostitis“ (Abb. 2).

Abb. 2: Topographische Kennzeichen einer CKO.
NICO-Störfeld: Kennzeichen einer CKO

a) Die Ausdehnung der erweichten und fettig degenerierten Knochenteile der Spongiosa ist vom klinischen Umfang her in den meisten Fällen dramatisch und geht in der Regel weit über einen kleinräumigen abgegrenzten lokalen Gewebsbezirk hinaus.

b) Die Degeneration der Spongiosa reicht in vielen Fällen apikal über den Kanal der N. mandibularis hinaus. Hierbei ist in der Regel die knöcherne Scheide des Nervkanals aufgelöst, so dass intra operationem der Nerv auf einer Länge – wie im obigen Röntgenbild dargestellt – von durchaus mehreren Zentimetern völlig frei in dem „Trog“ aus gesunder Kortikalis liegt. Bei diffiziler Operationstechnik ist ein atraumatisches Entfernen der degenerierten und erweichten Spongiosa durchaus – wie in dem gezeigten Fall – ohne Parästhesie des Mandibularnerven möglich.

c) Besondere Aufmerksamkeit verdient im Unterkiefer der Retromolarbereich, der distal des Weisheitszahngebietes hoch in den aufsteigenden Ast des Corpus mandibulae übergeht: Bereits Sollmann hat in den 1970er Jahren auf diese „Osteolyse des Kieferwinkels“ hingewiesen. Auch die Ausdehnung des Kontrastmittels auf unserem intraoperativen Röntgenbild zeigt, wie weit der osteolytische Prozess in den aufsteigenden Ast hineinreicht. Gleditsch weit in seinen Veröffentlichungen zu den „Somatotopien“ darauf hin, dass in diesem „9er-Gebiet“ sich mehrere Mediane kreuzen (Dünndarm/Herz) und dass hier ein Ringschluss mit den Meridianen der Frontzähne (Niere/Blase) stattfindet, so dass auch diese energetischen Organbezüge in dieses Gebiet mit einfließen. Bouquot betont insbesondere dieses retromolare Gebiet als besonders verantwortlich für die von ihm so bezeichnete NICO (= Neuraliga Inducing Cavitational Osteonecrosis).

CKO und Röntgen

CKO bzw. NICO wären mit Sicherheit nicht das umstrittene Thema, das sie sind, wenn ihre morphologischen Strukturen röntgenologisch sichtbar wären. Die Akzeptanz ihrer Existenz über die optische Darstellung hinaus macht offensichtlich der „Schule“ so große Probleme, dass die Existenz eines klinischen Phänomens namens „Chronische Kieferostitis“ bis heute weitestgehend abgelehnt wird. Naturgemäß kommt also die Frage auf:
Warum ist ein derart ausgedehnter Prozess einer CKO, wie in den obigen Bildern dargestellt, nicht im Röntgenbild sichtbar?

Die Aussagekraft zahnärztlicher Röntgendiagnostik muss in der Darstellung der chronisch rarefizierenden Ostitis (CKO) kritisch betrachtet werden. Folgende Mechanismen scheinen sich aus der Sicht der Mineralstoffe innerhalb der CKO abzuspielen:

a) Das saure Entzündungsmilieu der CKO spaltet den Hydroxylapatit des Kieferknochens auf, unter Verlust von Kalzium und Phosphor.

b) Dadurch erweicht die ursprünglich feste Knochenstruktur und das klinische Bild einer rarefizierenden eventuell fettig degenerierten CKO entsteht.

c) Die Auflösung des Hydroxylapatits unter Kalzium- und Phosphatverlust bewirkt eine vermehrte Röntgenstrahlendurchlässigkeit und entsprechende Aufhellung des Röntgenbildes.

d) Die Spektralanalyse der CKO zeigt, dass parallel zur Auflösung des Hydoxylapatits der Spongiosa ein Anstieg der röntgenstrahlenabsorbierenden Schwermetalle Kupfer, Eisen und Zink einhergeht.

e) Diese Kofermente sind bei ablaufenden chronischen Entzündungsprozessen obligat vermehrt und reichern sich statistisch hoch signifikant im Bereich des erweichten Entzündungsareals der CKO an.

f) Kupfer, Eisen und Zink sind in ihren röntgenologischen Eigenschaften strahlenabsorbierend.

g) Fatalerweise findet dadurch im Entzündungsareal einer CKO ein Überlagerungseffekt statt: Der gesteigerten Tendenz zur Bildung eines positiven Röntgenschattens durch Kalzium- und Phospatverlust steht die vermehrte Röntgenstrahlenabsorption der Schwermetallanreicherungen aus Kupfer, Eisen und Zink gegenüber; dies führt wiederum zu einem quantitativen Augleich der an sich gesteigerten Röntgenstrahlendurchlässigkeit.

Der diagnostisch verhängnisvolle Effekt: Der Röntgenbefund ist ohne Besonderheiten, die CKO ist röntgenologisch nicht darstellbar und entzieht sich jeder Beurteilung ihrer Existenz. Die Röntgentechnik ist daher als alleiniges Mittel zur Ausschlussdiagnostik einer CKO und damit zur Störfeldsuche ungeeignet. Infolgedessen sind zurzeit zur Routinediagnostik der CKO nur bioenergetische Messverfahren oder manuelle Funktionsdiagnostik geeignet.

Literatur:

Lechner, Johann (1999):
Störfelder im Trigeminusbereich und Systemerkrankungen - ein ganzheitsmedizinisches Lehrbuch zur Theorie und Praxis der Sanierung odontogener Störfelder. Kötzing: Verlag für Ganzheitliche Medizin.

Autor:

Dr. Johann Lechner

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